Ode an die Freude 2

II – Botschaft

Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.

Ich musste mich an die rechte Seite von Teil I erinnern – an diese lebensfrohen Farben. Sie bewohnen das Elysium. So war es nur verständlich, dass ich im Teil II des Zyklus‘ einen zentralen Raum für diese Geschöpfe reservieren musste. Sie sind Teil des Elysiums und strahlen hinaus an die Ränder und hinein in die Gesichter, die nun mit diesem Farbenreich in Kommunikation getreten sind.
Der Farbmodus in dieser Zentralzone durchstreift Feuer und Wasser, Luft und Erde. Das Eine unterstützt das Andere, die Schönheit ergibt sich im Zusammenwirken dieser Kräfte, sinnbildlich gemacht durch die reinen Farben und deren Überlagerungen.
Dieses Konzept war aber nur solange mit meinem ästhetischen Anspruch konform, solange nicht der oben lesbare Text in diese Farbenwelt eingedrungen ist. Es hat sich das eine mit dem anderen nicht vertragen wollen. Neben der Erstversion gestaltete ich eine Zweite und dann noch eine Dritte. Verändert wurde aber immer nur die schriftliche Gestalt, nicht die Idee schlechthin.
Irgendwann dachte ich über eine viel radikalere Lösung nach. Der Lösungsansatz war schließlich gefunden, als ich die Kraft der Jugend in diesem Konzept vermisste.
Am Weg zu meiner Wohnung gehe ich immer an einer Volksschule vorbei. Eines Tages funkte in mir die Idee, diesen Teil der Schiller’schen Ode von den Händen der Schüler und Schülerinnen schreiben zu lassen. Gottlob fand ich in der dort tätigen Direktorin eine Unterstützerin. So schrieben 17 Kinder jeweils ein oder zwei Worte, so lange, bis der Text komplett war. Dann schrieb jeder Schüler, jede Schülerin noch den eigenen Vornamen auf die vorbereiteten Papierstreifen. Das brachte eine andere Energie in dieses Zentralfeld.

Dort war nun die kindliche Jugend tätig, während sich rund um das Elysium die Gesichter der Alltagsbürger zeigten. Als Zuschauer.

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