Farbakkorde

30. Juni 2022

Gustav Mahler Kulturzentrum Toblach

Im Jahr 1907, nach dem plötzlichen Tod von Mahlers älterer Tochter, verreisten Alma und Gustav Mahler von ihrem Kärntner Wohnsitz Maiernigg nach Südtirol, in die Region der Dolomiten, um sich von den seelischen Strapazen dieses Sommers zu erholen. Offenbar hatte diese Gegend einen einladenden Reiz, denn ab dem Jahr 1908 bis 1910 verbrachte Gustav Mahler die Sommermonate in Toblach (genaugenommen in Schluderbach), um neue Kompositionen zu realisieren. Dort entstand 1908 das „Lied von der Erde“, 1909 dann die IX. Symphonie, sowie im darauffolgenden Jahr die Skizzen seiner X. Symphonie (vollständig auskomponiert ist lediglich das Adagio).

Toblach war auch deshalb ein beliebter Ort, weil die k. & k. Südbahnstrecke nun von Wien über Osttirol und weiter über das Pustertal bis nach Franzensfeste fertiggestellt war und in Toblach das sogenannte „Südbahnhotel“ (später „Grand Hotel“) errichtet wurde. Es gab also eine sehr gut entwickelte Infrastruktur für den Fremdenverkehr. Die Familie Mahler wohnte in diesem Zeitraum jedoch in einem großen Bauernhof, dem Trenkerhof, etwas außerhalb von Toblach. Hier gab es großzügige Zimmer mit Veranden und herrliche Aussicht auf die Gebirgslandschaft. Ganz wichtig für Gustav Mahler war auch, dass es ein sogenanntes „Komponierhäuschen“ gab, in welchem sich Mahler in abgeschiedener Ruhe täglich von 6.00 Uhr morgens bis zum Mittagessen einquartierte um dort zu komponieren. Sowohl der Bauernhof als auch das Komponierhäuschen sind bis heute erhalten und können besucht bzw. besichtigt werden. Im Jahr 1991 wurde in Toblach das inzwischen alt gewordene Grand Hotel renoviert und ist nunmehr der Sitz des „Gustav Mahler Kulturzentrum“. Dort finden jährlich von Juli bis September Konzerte bzw. Symposien zur Erforschung von Mahlers Musik statt.

Im Jänner 2020 kontaktierte ich die Direktion dieser Institution, um eine Präsentation meines Gustav-Mahler-Zyklus für die kommende Sommersaison vorzuschlagen. Wie wir alle wissen, kam kurz danach ein dämonisches Wesen in unsere Welt, genannt COVID19 – und damit waren alle diese Pläne nicht mehr realisierbar.

Anfang 2022, in etwas beruhigterer Infektionslage, nahm ich die Gespräche über dieses Projekt neuerlich auf und es freut mich, dass von Mai bis September 2022 die neun Leinwände (vier Sätze der VI. und IX. Symphonie, sowie das Adagio der X. Symphonie) im Foyer des Gustav Mahler Konzertsaales betrachtet werden können. An mehreren Terminen (12. Und 14. Juli, sowie 8. September) wird es ein Gespräch und Musikbeispiele zu den gezeigten Werken geben, um die Grundlagen und Vorgänge der Entstehung dieses Zyklus‘ dem Publikum näherzubringen.

Für mich ist das ein besonderes Ereignis. Ich tauche ein in das Ambiente des Komponisten Mahler, höre die Klänge seiner Musik, betrachte die herrliche Bergwelt, erfrische mich in der Sommerluft und verbinde diese Preziosen mit den Farbtönen meiner Bilder. So entstehen Akkorde.

Innsbruck, Juni 2022


Klangfarben – Farbtöne

5. Juli 2019

Ausstellung im Gang der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck – 7. bis 28. Juni 2019

Nach einer Reise über den Atlantik kamen die 14 Leinwände aus dem Gustav Mahler Zyklus wieder in die Tiroler Alpenstadt Innsbruck zurück. Bernhard Braun, der künstlerische Leiter der Einrichtung „Kunst am Gang“ an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, hat mich zu einer Präsentation eingeladen. Für mich war es ein spannendes Erlebnis zu erfahren, wie sich die Bilder in einem ganz anderen Ambiente zeigen werden. Das Ergebnis war natürlich sehr verschieden. Im fernen Uruguay stand mir eine große Halle zur Verfügung und die Werke waren in einem geschlossenen, viereckigen Raum verteilt. Nun aber zeigten sie sich in einem mehr als 100 Meter langen Gang, inmitten einer spätbarocken Architektur – und sie erschlossen sich den Besuchern in Form einer Wanderung. Wie bei einem Text, wo man Buchstabe für Buchstabe und Wort für Wort in einen Sinnzusammenhang bringt, welcher sich erst am Ende der Wanderung zeigt. In Uruguay war das Licht schärfer bzw. auch mit Kunstlicht unterstützt. Hier in diesem Gang verteilten die Fensteröffnungen ein abgedämpftes, freundliches Streulicht. Und die Härte der Sommerhitze war vergessen…

Freundlicherweise hat sich Claudio Büchler, Dirigent und Professor am Innsbrucker Konservatorium, bereitgefunden, die Eröffnungsrede zu halten (https://www.uibk.ac.at/theol/kunst-im-gang/siegfried-antonello-schwendtner.html)


Finale

6. Mai 2019

Die von den Bildern befreiten Wände strahlen jetzt nur noch ihr Weiß aus. Dicke Nägel sind noch sichtbar, auch sie etwas einsam. Das Fest ist vorbei – und wie bei Festen manchmal üblich – schleicht hernach eine leichte Melancholie durch die Räume.
Die 14 Gustav-Mahler-Gesänge sind nun wieder in ihren Holzkisten verpackt und womöglich schon irgendwo in der Luft, jedenfalls am Weg nach Hause.

Sie haben sich wohlgefühlt in dieser vom Salzwasser angereicherten Luft in Uruguay.

Die guten Geister der Stiftung Atchugarry arbeiten aber schon mit gleichem Enthusiasmus am nächsten Projekt. So wie ich. Ab 7. Juni beziehen die Bilder ein neues Hotel: im schönen Gang der Theologischen Universität Innsbruck.

Ausstellung „RE-SONAR“ in der Stiftung Pablo Atchugarry/Uruguay, eröffnet.

23. April 2019

Am Sonntag, den 14. 4. 2019 um 18.00 Uhr wurde die Ausstellung „RE-SONAR“ in der Stiftung Pablo Atchugarry/Uruguay, eröffnet.

Es kam der Herr Botschafter Christoph Meran aus Buenos Aires angereist und hat vor etwa 200 Besuchern die Eröffnungsansprache gehalten. Anschließend hat der Präsident der Österreichisch-Argentinischen Gesellschaft, Herr Ferdinand Porak, Frau Gabriele Porak-Osman (ist seine Schwester) und mich dem Publikum präsentiert. Es gab anschließend die musikalische Interpretation der Bilder von Gabriela – wie schon im Blog 1 angekündigt.

Meine Bilder, welche in davon getrennten Räumen ausgestellt werden, sind einerseits in einer ähnlichen Farbsprache gehalten (der Zyklus „Los Caminos de Parsifal“), andererseits ein deutliches Kontrastprogramm zu Gabrielas Werken. Denn der Gustav Mahler Zyklus ist in einem sehr dunklen Farbkonzept gestaltet, was auch mit der Musik Gustav Mahlers seine Bewandtnis hat. Und trotzdem kommt auch in dieser Serie ein liturgischer Charakter durch (Gustav Mahler war ein sehr spirituell orientierter Mensch; er hat sich mit der in Wien gegen Ende des 19 Jahrhunderts aktuellen Naturphilosophie identifiziert).

Anschließend ging die gesamte Ausstellungsequipe in ein Restaurant mit dem passenden Namen CHILLOUT.

In der Karwoche stand ich jeden Abend für ein Gespräch mit Publikum zur Verfügung, wo ich über den Prozess und meine Annäherung zu diesem Zyklus spreche, bzw. auch über die biografischen Hintergründe Gustav Mahlers und die zeitgeschichtliche Situation im Wien Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Dazu gab es natürlich auch Musikbeispiele aus dem symphonischen Werk Mahlers.

Was ich bisher dazu sagen kann, ist, dass die meisten Besucher mit der Musik Mahlers ganz wenig vertraut sind. Aber genau deswegen scheint sich meine Motivation, diese Serie überhaupt zu realisieren, zu bestätigen: nämlich für nicht so musikalisch informiertes Publikum eine Brücke zu bauen. Anhand der Bildsprache in die Struktur und Klangflächen der Musik Mahlers einzudringen. Junge wie ältere Menschen zeigten sich dafür sehr dankbar.

In den nun folgenden Tagen werde ich hoffentlich mehr Zeit für Strandspaziergänge am Südatlantik haben.

Vorbereitung der Ausstellung

13. April 2019

Nach 4 Jahren der Gestaltung der 14 Leinwände (nach der Musik von Gustav Mahlers letzten Orchestersymphonien) und 3 Monaten der organisatorischen Vorbereitung, ist nun mein Wunsch, diese Werke in einem passenden Raum zu präsentieren, in Erfüllung gegangen. Es ist wie die Wiedergeburt einer Existenz: nach der kreativen Arbeit kommt jetzt die Zeit der Betrachtung.

Hier in Uruguay, etwa fünf Kilometer von der Atlantikküste entfernt, befinden sich auf einem großzügigen Grundstück (mit vielen Skulpturen von Künstlern aus der ganzen Welt bestückt) die Ausstellungshallen der Stiftung Pablo Atchugarry. Errichtet vom Bildhauer gleichen Namens.

Die Räume sind luxuriös in der Raumdimension und ermöglichen immer wieder Ausblicke in die umgebende Natur.

Die letzten Tage waren mit dem Auspacken meiner Bilder (wurden über Wien-Montevideo hierher gebracht) und der Montage in den Ausstellungsräumen ausgefüllt. Die Unterstützung des Personals der Stiftung war dabei unerlässlich und in jeder Hinsicht professionell und sehr den Wünschen entgegenkommend.

Die Ausstellung wurde vom österreichischen Botschafter in Argentinien, Herrn Christoph Meran (ist auch zuständig für Uruguay), organisiert und finanziell unterstützt. Mit dabei ist auch die österreichisch-argentinische Künstlerin Gabriela Porak-Osman, welche ihren ganz aktuell erstellten Zyklus „La Octava de la Semana Santa“ präsentiert. Diese Bilder sind auch Teil einer musikalischen Interpretation, welche am Tag der Eröffnung von einer Gruppe von Musikern aus Buenos Aires und einer Künstlerin der Eurythmie akustisch und visuell umgesetzt wird. Es sind Klänge, Gesänge und Bewegungen aus der Tiefe der Erde und aus der unermesslichen Höhe des Firmamentes.

Einige Tage nach der Eröffnung wird es einen weiteren Bericht dieser Ausstellung geben.

Siegfried Antonello Schwendtner